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Nompumelelo Mncwabe glücklich zuhause in Südafrika

Die Arbeit hat begonnen!

von Birgit Beck

"Nompumelelo hat bei uns angefangen- und sie ist ein Segen !"

diese Zeilen bekam ich einige Tage nach unserer Rückkehr aus Südafrika, von Karen Bukkenham, der derzeitigen Direktorin der Pietermaritzburg Agency for Christan Awareness (PACSA). "Ich bin überzeugt, sie wird weiter wachsen und wir werden ein wirkungsvolles Programm starten, um auf junge Leute Einfluß zu nehmen, in einer Zeit von einerseits ungeheurer Verwundbarkeit - aber auch Hoffnung"

Nompumelelos Zuhause - ihre Familie, ihr Ort Mpophomeni, ihr Arbeitgeber und auch die christliche Gemeinschaft KENOSIS, waren in KwaZulu unser Ziel bei unserer Reise nach Südafrika. -

Ich war verblüfft, wie sehr sich ihr Haus von dem, unterschied wie ich es von den Fotos kannte. Ihre Mutter und ihr kranker Onkel hatten Farbe gekauft und innen und außen gestrichen, Fußbodenbelag für das Wohnzimmer und sogar Gardinen in den Zimmern angebracht. Das alles von einem Teil des Taschengeldes, das M`pumi monatlich nachhause geschickt hatte.

M`pumi strahlte von Kopf bis Fuß, dass sie uns ihr Heim zeigen konnte, und ganz besonders, dass wir, ihre deutsche Familie, sie besuchten, bei ihr übernachteten - auch wenn wir einige von uns zu dritt in einem Bett oder auf dem Boden schlafen mussten. Ihre Mutter und ihre Brüder drückten immer wieder ihre Freude und Dankbarkeit aus, dass es Nompumelelo in Deutschland so gut gegangen war.

Uns zu Ehren wurde ein Fest gefeiert, Zulubier gebraut und traditionelles Essen gekocht, und das in solchen Mengen, dass auch am Sonntag noch neugierige Besucher satt wurden. - Ein Rundgang durch die Stadt Mpophomeni mit seinen

20 000 Einwohnern, zusammen mit Brüdern und Freunden zeigte uns, was noch alles getan werden muss, damit auch die Armen menschenwürdig leben können. Viele hausen seit den Kämpfen zwischen Inkatha und ANC im Jahr 93 in Bretterbuden, ohne Wasser und Strom. Nun werden "Mandela-Häuser" gebaut, so groß wie eine geräumige Garage bei uns. Der Staat gibt DM 5000.- Darlehen dazu - doch eigenes Geld ist nötig. Die Menschen, deren Bretterbuden bei der Überschwemmung im letzten Herbst weggeschwemmt wurden, leben noch immer in Zelten.

Natürlich besuchten wir PACSA, die Nichtregierungsorganisation, die M´pumi angestellt hat, weil viele Freunde und Freundinnen aus Deutschland - auch einige vom Ökum. Netz i.B. - das Geld für das Gehalt aufbringen.

N. wird zuerst die AIDS-Organisationen und Partnerorganisationen von PACSA kennenlernen und die Aktivitäten abzusprechen. Wie ausgemacht, ist ihr Schwerpunkt die Arbeit mit Jugendlichen. PACSA hat mit einer Highschool eine Übereinkunft getroffen, dass M`pumi die Unterrichtsstunden mit "Lifeskilltraining" - in deutsch etwa "Lebensbewältigungsstrategien" - übernehmen wird. Die Lehrer nützen diese Stunden, die im Lehrplan verankert ist, anscheinend nicht qualifiziert und sind froh, wenn von anderen Leuten die Themen wie Selbstvertrauen, Lebensziele, Sexualkundeunterricht, AIDS, usw. behandelt werden. Nompumelelo ist aufgrund ihres Alters sehr nah an den Jugendlichen - und wir haben beobachtet, dass sie dafür auch besondere Begabungen hat. Außerdem wird sie gemeinsam mit Kollegen und Kolleginnen Workshops durchführen. PACSA stellt jetzt im Herbst noch einen Mann ein, der auch in der AIDS-Prävention arbeiten wird, was sehr wichtig ist.

Wir konnten alle offenen Fragen im Zusammenhang mit ihrem Arbeitsverhältnis klären, wobei uns ein südafrikanischer Freund, ein Jurist, dabei geholfen hat.

Er meinte, Nompumelelo hat sehr gute Beschäftigungsbedingungen im südafrikanischen Vergleich. Sie wird nun erst einmal einen Vertrag bis Ende Juli 2001 haben - und dann, nach einer positiven Auswertung, ist der Weg frei für ein weiteres Jahr - bis hin zu 5 Jahren (von Seiten von PACSA). Wir können ebenso Jahr für Jahr überprüfen, ob wir weitermachen wollen und es finanziell schaffen.

M`pumis Weg scheint schon zur Nachahmung anzuregen. Auch andere junge Leute haben sich für ehrenamtliche Mitarbeit interessiert. Das ist nicht normal, da die Menschen auf bezahlte Arbeit dringendst angewiesen sind, um überleben zu können.

Während unserer Reise wurde mir an vielen Orten klar, wie überlebenswichtig der Kampf gegen die Verbreitung von AIDS in Südafrika ist.

Beim Besuch von KENOSIS, der christlichen Gemeinschaft, in der M`pumi ein Jahr einen Grundkurs in Gemeindearbeit absolviert hatte, konnten wir das neue AIDS-WAISENPROJEKT besuchen. Jeden Tag wird von einer Klinik, einige km entfernt, für 3 Aids-Waisenkinder ein neues Zuhause gesucht. Die Babys oder Kleinkinder werden z.T. herumirrend aufgefunden, oder auf der Toilette oder in einem Hauseingang abgelegt. Deswegen hat Kenosis mit Hilfe einer Schweizer Organisation angefangen, Häuser zu bauen, in denen jeweils 6 Kinder mit einer Pflegemutter untergebracht werden sollen. Es werden nicht mehr als 18 Kinder sein, damit es nicht zu viele sind unds sie im Dorf zusammen mit den Landarbeiterkindern aufwachsen können. 5 Kinder waren es im August. Der Hausbau selbst ist schon ein Projekt. Es werden Ziegelsteine, Dachziegel, Fenster, Kompostklo usw. selbst hergestellt. So finden einige Männer Arbeit und ein Haus kostet insgesamt nur DM 17.000 (ein sehr unterstützungswürdiges Projekt - Unterlagen sind vorhanden)

Außerdem besuchte ich eine Freundin, die als Kinderärztin in einem Krankenhaus auf dem Land arbeitet, das ein Einzugsgebiet von 1 Million Menschen hat - und bis Mocambique reicht. In diesem Krankenhaus gibt es nur 1 Beatmungsgerät. Angeschlossen werden können nur die Kinder, die wirklich Überlebenschancen haben. Die anderen AIDS-kranken Kinder können keine qualifizierte Hilfe bekommen, da die antiviralen Medikamente viel zu teuer sind. So schildert Dr. André ihre Arbeit mehr als Sterbemanagement, denn als Heilbehandlung. - Mir geht der 9 jährige Junge im Endstadium von AIDS nicht aus dem Kopf, der mit Schaum vor dem Mund die Krankenschwestern nicht zur Hilfeleistung bewegen konnte. Sie sind überfordert, oft schlecht ausbildet, schlecht bezahlt und nicht wenige von ihnen sind auch infiziert.

Die Rede von Präsident Thabo Mbeki kurz vor der AIDS-Konferenz im Juli 2000 in Durban, in der er meinte, dass der HIV-Virus nicht die Ursache von AIDS sei, empfanden viele im Kampf gegen AIDS-Engagierte als fatal, wenn nicht als Desaster, da er damit den Männern, die meinen keine Kondome benützen zu müssen, vielleicht ungewollt, Argumente geliefert hätte.

Unsere Reise führte weiter nach Umtata, zu dem kath. Bischof Hirmer, der aus der Oberpfalz stammt. Hier wurde uns ein großes Sozialzentrum der Diözese gezeigt, in dem es auch ein AIDS-Waisenhaus gibt. Sie baten uns ein Kind in den Arm zu nehmen, mit ihm zu spielen - und fragten, ob wir nicht eines adoptieren könnten. Es war schwer wieder zu gehen - und abzulehnen.

Als nächstes besuchten wir unseren jüngsten Sohn, der seit 19. 07.00 in Hanover, nahe King Williamstown, Eastern Cape, auf dem Land in einem Projekt der ländlichen Dorfentwicklung für 1 Jahr arbeitet. (wer von ihm Berichte haben möchte, kann das unter der e-mail Adresse: gerhardbeck@web.de bekommen) Er ist auf der Suche nach einem/einer Freiwilligen, die Lust hat für freie Kost und Wohnung für ihn auf diese Stelle ab August 2001 zu gehen.

Weitere Stationen waren Freunde in Kapstadt und Pretoria. Außer dem Urlaubmachen, Genießen und Besichtigen von wichtigen Orten wie Robben Island waren Gespräche über die Lage im Land, die Frage nach dem alltäglichen Rassismus(von mehreren Seiten). , der sozialen Lage, der Landfrage, der Gewalt und Kriminalität an der Tagesordnung.

Unglaublich interessant war die Begegnung mit einer landesweit bekannten Quäkerin, die als stellvertretende Verteidigungsministerin ins Kabinett geholt wurde, um ihre Sichtweise von der Aufgabe der Armee zu berücksichtigen - und u.a. die Armee zu verkleinern. - Doch das würde jetzt zu ausführlich werden. Falls gewünscht, kann Fortsetzung folgen.

Birgit Beck, im November 2000


Ich bin bereit (soweit es meine Zeit erlaubt) bei frühzeitiger Einladung innerhalb Bayerns zu berichten. Erbitten möchte ich dafür das Fahrgeld - und auch ein Honorar oder eine Spende zugunsten des Projektes.

Zur Finanzlage des Projektes "Südafrikas Frauen sträken - Gemeinsam gegen Aids"

Auf dem Konto sind derzeit DM 25.000 angesammelt, das bedeutet, dass vom Förderkreis die Bezahlung bis Juli 2001 und auch das darauffolgende Jahr fast gesichert sind.

Wir bedanken uns im Namen von Nompumelelo und PACSA sehr herzlich - besonders froh sind wir über die Daueraufträge, die gemacht wurden. Das gibt Planungssicherheit für den Arbeitsplatz.

Ende Dezember wird Nompumelelo einen Bericht geben, im Januar werden wir einen aktuellen Prospekt herausgeben.

Birgit Beck

Netz-Info, Dezember 2000
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