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Exkurs: ATTAC - Sand im Getriebe der Wirtschaft

von Christoph Fleischmann

Die Idee einer Steuer auf Devisengeschäfte stammt von dem Nobelpreisträger James Tobin und ist über 20 Jahre alt. Der Verkauf von fremden Währungen wie auch der Kauf soll mit einer Steuer von 0,5 % belegt werden. Damit sollen kurzfristige Devisentransaktionen an der Börse unrentabel gemacht werden.

Täglich werden an den Börsen der Welt 1500 Milliarden US-.Dollar umgesetzt. 80 % davon sind kurzfristige Anlagen mit einer Laufzeit von weniger als zwei Monaten, oft sogar nur von Stunden. Sie werden getätigt, um Kursunterschiede bei Wechselkursen oder Aktien auszunutzen und damit Gewinn zu machen.

Wenn z.B. der Wechselkurs zwischen Dollar und Yen in Hongkong für wenige Stunden eine Differenz von einem Prozent zu dem Kurs in Tokyo ausmacht, dann kann mit einem Mausklick mit einer Million Dollar 10 000 Dollar Gewinn gemacht werden.

Das ist eine reine Finanzspekulation und hat mit realwirtschaftlichen Investitionen nichts zu tun.

Andererseits können sich Bewegungen des spekulativen Kapitales auf die reale Wirtschaft auswirken.

Die asiatische Wirtschaftskrise 1997 wurde maßgeblich dadurch mitausgelöst, dass internationale Banken und der IWF forderten, die Koppelung der asiatischen Währungen an den Dollar aufzugeben. Daraufhin setzten Währungsspekulationen gegen die asiatischen Währungen ein, die Kapitalflucht und Wertverlust des einheimischen Geldes beschleunigten.

In Indonesien verloren im Verlauf der Asienkrise 1,5 Millionen Menschen innerhalb weniger Monate ihre Arbeit.

Eine solche Krise wäre nicht allein durch eine Devisensteuer verhinderbar. Die Vertreter der Tobin-Steuer betonen zu Recht, dass sie kein Allheilmittel sei, sondern eine Maßnahme unter anderen, Sand im Getriebe der ungebremsten Spekulation.

Christoph Fleischmann
gekürzt aus: darum, Zeitschrift des Ev. Missionswerkes in Südwestdeutschland, Februar 2002

Netz-Info, Juni 2002
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