Seit zwei Jahren begleitet das NETZ-Info die Südafrikanerin Mpumi, zuerst in Regensburg in der Familie Beck und nun in Südafrika bei der kirchlichen Organisation PACSA, wo sie im Fernstudium und Wochenendkursen sich zur Sozialarbeiterin ausbildet und gleichzeitig bereits in der AIDS-Prävention tätig ist. Hier nun ihr Bericht:
Jetzt, da ein neues Arbeitsjahr beginnt und wir uns auf unsere Arbeit konzentrieren, liegt meine Sorge darin, wie die Arbeit für die Gemeinden (Kommunen, in denen ich arbeite) vorangeht, wie effektiv sie ist und ob sie irgendetwas bewirkt. Von alledem was ich mitkriege, ist sie sehr wichtig.
Am 30. Januar hatten meine Kolleginnen Lihle, Nomonde und ich ein Treffen mit dem Kollegium der Mpophmeni High School. Wir stellten uns vor, damit sie leichter Schüler und Schülerinnen, die Hilfe brauchen, an uns verweisen können. Sie schätzen unsere Arbeit mit den Schülern sehr.
Im Laufe des Jahres veranstalteten wir – neben anderen Aktivitäten - fünf Work-shops, vor allem in der 9. Klasse. Die Themen drehten sich um Beziehungen und sexuelle Aktivitäten.
Ich möchte Ihnen besonders Eindrücke von einem Workshop über Schwangerschaften bei Teenagern schildern, der auch in der 9. Klasse veranstaltet wurde: Als Aufhänger nahmen wir den Fall eines Mädchens in der 8. Klasse, das schwanger wurde, und baten die Jugendlichen in Gruppen zu entscheiden, was sie anstelle des Mädchens tun würden. Die Antworten waren sehr unterschiedlich, hier nur einige wenige:
Der Schwangerschaftsabbruch war zwar für die meisten eine Option, aber sie sahen ihn auch wegen ihres Glaubens und ihrer Kultur als falsch an. Nun wandten wir uns der Frage zu, warum Teenager Geschlechtsverkehr haben. Viele „machen es“ weil sie rumexperimentieren oder ihre Liebe beweisen wollen. Leider werden auch viele Mädchen von ihrem älteren Freund gezwungen.
Um so schlimmer die Konsequenzen: keine abgeschlossene Schulausbildung und damit ein Leben voller Probleme. Gerade viele männliche Teilnehmer waren sehr bedrückt angesichts der Tatsache, dass ihre jüngeren Schwestern keine Hoffnung mehr haben, wenn sie wegen ihrer Schwangerschaft die Schule dauerhaft verlassen müssen.
Auch wenn wir alle Möglichkeiten eine Schwangerschaft zu verhindern, wie Kondome, Familienplanung, Enthaltsamkeit und ähnliches, diskutiert haben, so hatten die Jugendlichen doch noch viele Bedenken und während die Jungen sich weigern Kondome zu benützen, fehlen den Mädchen die Fähigkeit mit ihren Freunden über das Thema „Sex“ zu reden.
Mir persönlich tut es sehr weh, zu sehen, dass Mädchen schwanger werden und damit ihre Zukunft, ihre Hoffnungen und Ziele verlieren. Gemeinschaften und Familien helfen ihnen nicht, da sie entsetzt sind. Die Jugendlichen müssen allein durch diese harte Zeit gehen. Dennoch, nach dem Workshop schienen die Teilnehmerinnen durch unsere Diskussionen ermutigt.
Dies ist nur ein kleiner Ausschnitt aus der Arbeit in Workshops.
Zu den oben erwähnten „anderen Aktivitäten“ zählt auch mein Besuch in Deutschland, bei dem ich viel lernte, viele Leute kennerlernte und der mich auch sehr herausforderte. Während ich dort war, traf ich zum Beispiel eine Frau vom „artist proof studio“ in Gauting, wo „Paper Prayers“ [dt: Papier-Gebete, eine alte Tradition des Papierherstellens mit dem Bezug auf AIDS] hergestellt werden. Sie arbeiten dort mit Frauen aus Afrika und Asien und ermöglichen ihnen, Geld zu verdienen, das Bewusstsein für HIV/AIDS zu wecken und Aufklärung in den Dörfern damit zu betreiben. Ich denke Frauen in ländlichen Gegenden profitieren sehr von so einem Projekt.
Mein Besuch hatte zwei Ziele. Zum einen zu informieren, wie die Unterstützung aus Deutschland angekommen ist, zum anderen den Focus auf Frauen mit HIV/AIDS zu richten. Ich habe mich deshalb mit vielen Gruppen in ganz Bayern getroffen. Das Spektrum reichte von Bildungswerken, zu Schulen, Kindergärten, Kirchen und Studentengemeinden.
Für mich persönlich und für meine Arbeit war es eine wirkliche Herausforderung den Teilnehmenden bei ihrem Erfahrungsaustausch zuzuhören und als Gesprächspartnerin da zu sein, als wir in den verschiedenen Gemeinden mit ihnen arbeiteten.
M'pumi Nompumelelo Mncwabe
„Liebe Birgit
... Die Arbeit, die Mpumi an Schulen tut, ist sehr notwendig. Viele Organisationen tun ähnliches und wir finden für Mpumi ist das Wichtigste, Kontakte zu knüpfen, damit die linke Hand weiß, was die rechte Hand tut. Diese Arbeit wird im nächsten Jahr weiter ausgedehnt.
Es gab vor 2 Jahren eine Studie von einer Menschenrechtsorganisation (Human Rights Watch) über die hohe Rate von Vergewaltigungen in Schulen durch Mitschüler und Lehrer. Die Arbeit, die Mpumi in Schulen macht zielt genau auf dieses Problem ab und natürlich gehören HIV/Aids mit ins Bild.
Sie muss ganztags arbeiten, um ihre Familie zu ernähren, sollte aber unserer Meinung nach für ihre Arbeit ständig lesen und studieren, um gut informiert zu sein. Sie studiert am Wochenende und findet es schwierig. Sie muss damit fortfahren.
In ihrer Arbeit braucht sie eine Supervisorin, die sie unterstützt und ihre Mentorin ist.
Deshalb würden wir gerne 2003 weiter mit ihr arbeiten – wieder mit einem Ein-Jahres-Vertrag und dann sehen, was sich entwickelt hat.
Karen Buckenham
Direktorin von PACSA
Pietermaritzburg Agency for Christian Social Awareness"
Wie den meisten bekannt, macht Mpumi neben ihrer Arbeit noch ein Fernstudium in Sozialarbeit. Sie hat auch wieder einen Deutschkurs belegt. Aber: In Südafrika sind Studiengebühren zu bezahlen, was Mpumi sehr schwer fällt, da sie mit ihrem Gehalt die Familie ernährt. Ihre Mutter kann nicht mehr zum Lebensunterhalt beitragen, da sie schwer krank ist. Aus diesem Grund macht Mpumi auch die Studienkurse am Wochenende. Und auch dafür muss sie Gebühren und Bücher bezahlen, braucht Fahrgeld, usw.!
Wer von Bayern aus Mpumi finanziell zur Seite stehen möchte, ist herzlich dazu eingeladen. Birgit Beck leitet das Geld gerne an Mpumi weiter. Unter dem Stichwort „Studium Mpumi“ können Sie eine Überweisung auf das Konto Birgit Beck, Kto.Nr: 260733 856, Postbank Nürnberg, BLZ 760 100 85, vornehmen. Zwar können keine Spendenquittungen ausgestellt werden, aber jeder Euro ist wohl angelegt!
Birgit Beck und G.S.
Netz-Info, April 2003
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