Verzweifelter Hilferuf

aus dem griechischen Flüchtlingslager Idomeni

Mein Name ist Rania Ali und ich komme aus Raqqa in Syrien. Ich bin 20 Jahre alt und habe in Syrien BWL studiert, aber als der sogenannte IS unsere Stadt überrannte, blieb meiner Familie und mir nur die Flucht. Dass wir Kurden sind, macht die ganze Sache noch schwieriger.
Jetzt befinde ich mich mit meinem Mann im griechischen Idomeni. Seit anderthalb Monaten leben wir bei teils heftigen Regenfällen in einem Zelt mitten im Schlamm. Unser Leben ist zur Hölle geworden, man spürt die Frustration überall und mein Mann und ich verlieren langsam aber sicher die Hoffnung.
Geflüchtete in Griechenland haben nur drei Optionen, um aus dem Lager herauszukommen: entweder man stellt einen Antrag auf Asyl in Griechenland, auf Familienzusammenführung oder auf Umsiedlung in ein anderes europäisches Land - falls letzteres überhaupt möglich ist. Alle drei Optionen erfordern einen Termin, der nur via Skype wahrgenommen werden kann. Für manche Sprachen ist dies nur einmal pro Woche für eine Stunde möglich.
Mein Mann und ich wollen einen Antrag zur Umsiedlung in ein anderes europäisches Land stellen. Deshalb versuchte ich mehrmals den „Skype-Asyl-Service“ anzurufen – seit 20 Tagen in Folge ohne Antwort. Für uns Geflüchtete hier in Griechenland besteht das Leben nur noch aus Schlafen und Warten. Wir warten in der Essensschlange, vor den Sanitäranlagen, um unsere Handys aufzuladen und eben darauf, dass jemand unsere Skype-Anrufe annimmt. Unsere Leben stecken in der Wartschleife fest!
Eine schlechte Skype-Verbindung kann frustrierend sein, aber was, wenn Dein Leben von diesem Anruf abhängt? Für Menschen, die sich in Lagern aufhalten mit begrenztem Zugang zu Strom, Smartphones, PCs und Internet ist es eine Qual.
Wir haben ein Recht auf Asyl, wieso gibt es so unüberwindbare Hindernisse, um Asyl zu beantragen?
Selbst nach einem erfolgreich gestellten Antrag auf Umsiedlung müssen mein Mann und ich trotzdem noch Monate warten, bis jemand über unsere Zukunft entscheidet.
Wir fordern die verantwortlichen PolitikerInnen hier in Griechenland auf, mit Unterstützung der EU sofort zu handeln, um diese Krise zu beenden.
• Die Skype-Anrufe, die niemand abhebt, müssen durch einen persönlichen Service in den Lagern vor Ort ersetzt werden. Je länger wir in der Warteschleife gefangen sind, desto verzweifelter werden die Menschen. Immer mehr Menschen werden sterben, mit Schleppern verschwinden, oder gar Selbstmord begehen. Es ist eine Schande für Europa, 50.000 Menschen hier ohne einen realistischen Ausweg festzuhalten - einmal abgesehen von den unendlich vielen Skype-Anrufen, die nie abgehoben werden.