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Gedicht einer Schülerin aus Fukushima

Hilf mir,
ich bin eine Schülerin
aus Minami-Soma in Fukushima.

Durch den Tsunami habe ich Freunde verloren,
meine Freunde haben ihre Eltern verloren,
meine beste Freundin steckt in Minami-Soma, weil sie ohne Benzin nicht fliehen kann.

Nur mit Telefon und Email
kann ich sie ermuntern.

Ich kämpfe jetzt mit der Furcht
vor der Radioaktivität.

Ich bin aber resigniert.

Mit sechzehn
Bin ich bereit für den Tod;
Ich fühle den herannahenden Tod.

Wäre ich auch gerettet,
so müsste ich ständig mit der Furcht vor der Radioaktivität leben.

Die Politiker, der Staat,
die Massenmedien, die Experten,
die Bosse des AKW,
sie alle sind Feinde.
Sie alle sind Lügner.

Das Fernsehen berichtet immer weniger über das AKW,
immer dieselbe Szene des Tsunami,
herzlose Interviews durch die Medien,
Beileidsbekundung nur als Lippenbekenntnis,
der Politiker, der den AKW-GAU als »Naturkatastrophe« bezeichnet.

Politiker, helfen Sie uns mit Ihrem Gehalt und Ihren Ersparnissen.
Hören Sie auf mit dem Luxus und
helfen Sie den Opfern zu überleben.

Nicht nur Befehle erteilen,
nicht nur von sicheren Orten zuschauen,
sondern bitte vor Ort uns helfen!

Wir sind vernachlässigt,
wahrscheinlich wird Fukushima isoliert.

Wir werden vernachlässigt,
wir werden von dem Staat getötet.

Wir Katastrophenopfer werden dem Staat, der uns vernachlässigt hat,
nie verzeihen, wir werden ihn immer hassen.

Ich möchte demjenigen, der diesen Zettel gelesen hat, mitteilen:
Sie wissen nicht, wann ein für Sie wertvoller Mensch plötzlich
verschwindet. Stellen Sie sich vor, dass derjenige, der jetzt
nebenan lacht, plötzlich verschwindet.

Gehen Sie bitte mit ihm behutsamer um,
Unsere Schule, in der wir unsere Jugend verbringen,
ist zur Leichenhalle geworden,

In der Turnhalle, in der wir Sport und Clubaktivitäten treiben,
liegen nun die reglosen Toten.

Wie kann ich die Wahrheit möglichst vielen mitteilen?
Wenn auch nur einer diesen Zettel liest,
wäre ich glücklich.

Ich habe mir überlegt und so einen Zettel geschrieben.
Ich entschuldige mich und ich bedanke mich.

Schülerin, wohnhaft ganz nah am havarierten AKW Fukushima, veröffentlicht am 30.03.2011 in: http://ameblo.jp/tsukiji14/entry
Dieses Gedicht bringt all das zum Ausdruck, so gut mit frischen Augen von einer 16-Jährigen, dass ich fest davon überzeugt bin, es hat eine sehr wichtige Botschaft auch für Deutsche!
Mit herzlichem Gruß
Koji Mochizuki