Öffentlichkeit wurde über riskante Gen-Lebend-Impfstoff-Freisetzung falsch informiert
Alibiveranstaltung entlarvt Pharmakonzern
München/Grabow 26. April 2012 – Der niederländische Pharmahersteller Intervet informierte gestern, gemeinsam mit dem Gestüt Lewitz, die Presse und die betroffenen Bürger/Innen über die geplante Freisetzung eines Gen-Lebend-Impfstoffs für Pferde. Der Beginn der riskanten Freisetzung war bereits für den 1. April 2012 geplant, doch eine Genehmigung ist noch nicht erfolgt. Zurecht, warnt das Umweltinstitut München: Die Freisetzung wurde vom Antragssteller bewusst verharmlost, um die Bevölkerung in falscher Sicherheit zu wiegen.
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Die Informationsveranstaltung für die betroffene Bevölkerung entpuppte sich als Farce. Den Vertretern der Medien sowie den Bürgerinnen und Bürgern wurden über eine Stunde lang Informationen präsentiert, die sich nicht mit den Informationen in den eingereichten Antragsunterlagen decken. Laut der Vertreter von Intervet bestehe kein Risiko für Menschen, Tiere oder Umwelt. Auf Nachfrage konnte dies entsprechend der Antragsunterlagen nicht garantiert werden. Auch sei das genmanipulierte Impfbakterium identisch mit seinem natürlichen Verwandten. Die exakten Wirkmechanismen der Genmanipulation auf das Bakterium konnten jedoch nicht genannt werden. Diese seien nach dem heutigen Stand der Technik noch nicht bekannt. Die Liste der Ungereimtheiten lässt sich weiter fortsetzen.
Der Vertreter des Gestüts von Paul Schockemöhle betonte mehrfach, dass man auf dem Gestüt nur wenig Probleme mit dem Bakterium Rhodococcus equi habe, gegen welches der Stoff wirken soll. Alle Pferde seien besonders gesund. „Dennoch soll mit der geplanten Gen-Lebend-Impfstoff-Freisetzung der Beweis für die Wirksamkeit des neuen Mittels erbracht werden, ein Widerspruch in sich“, kritisiert Anja Sobczak Referentin für Gentechnik im Umweltinstitut München.
Die rein wirtschaftlichen Interessen des Pharmaherstellers seien offensichtlich. Wenn die Pferde schon jetzt überdurchschnittlich gesund sind, sei es kein Wunder, dass auch im Versuch keines erkrankt, erklärt Sobczak weiter. So habe auch der Vertreter von Intervet nicht abstreiten können, dass die Freisetzung lediglich der Erfüllung der Kriterien zur Arzneimittelzulassung diene.
Harald Nestler, Vorstand des Umweltinstitut München, übt scharfe Kritik an der Taktik des Pharmaunternehmens: „Mit der Veranstaltung sollte Druck auf das Bundesamt für Verbraucherschutz- und Lebensmittelsicherheit (BVL) ausgeübt werden. Die sonst so bewilligungsfreudige Behörde scheint sich ausnahmsweise ihrer Verantwortung bewusst zu sein und die Antragsunterlagen zur riskanten Gen-Lebend-Impfstoff-Freisetzung einer genauen Überprüfung zu unterziehen. Deutsche Gentechnikkonzerne haben inzwischen begriffen, dass mit Agro-Gentechnik hierzulande kein Geld zu verdienen ist. Wir fordern Ilse Aigner auf, diese Chance zu nutzen und den Pro-Gentechnik-Kurs des angeschlagenen Koalitionspartner FDP endlich zu korrigieren.“