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Aus dem ÖNB:
Teil 1: Infobrief, Meditation

Infobrief

Liebe Leserinnen und Leser des Infoheftes,

hat es je eine Zeit gegeben, in der das Thema Frieden nicht aktuell war? Vor 400 Jahren begann der 30jährige Krieg. Seine Folge: Unzählige Tote, unvorstellbare Zerstörungen, Verelendung der Bevölkerung. Und immer wieder gab und gibt es Politiker, die meinen, mit einem Krieg etwas zu gewinnen. Eine endlose Reihe von solchen tödlichen Fehl-Entscheidungen prägt die Menschheitsgeschichte. Ja, es ist wahr: Seit 73 Jahren leben wir im Frieden. Was für ein Glück! Aber rundum in der Welt toben entsetzliche Kriege. Manchmal, wenn zum Beispiel Flüchtlinge erzählen, berührt uns ein Hauch davon. Und manchmal, wenn zum Beispiel die Herren Trump und Kim Jong-un wetten, wer den größeren Atomknopf habe, fliegt uns eine Ahnung an, wie schnell und einfach das Ende allen menschlichen Lebens erreicht sein kann. - Mehrere Beiträge dieses Heftes behandeln das Thema Frieden. Es braucht die Anstrengung aller vernünftigen Menschen.

Innerhalb des ÖNB hat es wichtige Veränderungen gegeben: Wir haben für den Trägerverein einen neuen Vorstand und eine neue Schatzmeisterin. Das bedeutet, dass Anregungen oder Beschwerden, Fahrtkosten-Anträge oder – was natürlich besonders schön wäre – Anmeldungen von neuen Mitgliedern oder Interessierten sich an neue Adressen richten müssen.

Hans-Jörg Schmid, Sepp Stahl, Hans Harald Willberg.
Burgthann im Februar 2018

Gedanken zu Gerechtigkeit – Frieden – Bewahrung der Schöpfung

Ein »Geistliches Wort«
Christen sind generell in der Versuchung, vorschnell christliche Nächstenliebe ins Spiel zu bringen, wenn es eigentlich nur um anständiges menschliches Verhalten ginge. Falsche Nächstenliebe wie eingeforderte Liebe können tödlich sein. Die eine schnürt den Atem ein, erdrückt geradezu, die andere verlangt Gefühle, die nicht aufzubringen sind und provoziert damit Schuldgefühle. Für beide Formen von Liebe gilt, dass sie das Lebensrecht des/der Anderen sie selbst sein zu dürfen, missachten und damit einem anderen Menschen die gleiche Würde absprechen auf die wir zu recht selbst pochen. »Nachgeben«, die Rolle des/der Klügeren aufgezwungen zu bekommen, die nachgeben müssen, um des lieben Friedens willen: Auch das hat mit Liebe, letztlich auch mit Frieden wenig zu tun, solange die Hackordnung, die der sozialen Zu- und Einordnung von oben nach unten, »Herr und Knecht« und was oft genug noch schlimmer ist: »Herrin und Magd«, fast die Regel ist.

Wenn wir uns anmaßen zu entscheiden, was lebenswert, brauchbar ist oder wenigstens für unsere Ziele brauchbar gemacht werden kann, verletzen wir immer auch die eigene Würde als einzige Spezies auf diesem Kosmos, die fähig ist, für ihre Interessen die schrecklichsten Verbrechen zu begehen: Im Zusammenhang mit der Waffenbrüderschaft des II. Deutschen Reiches mit der Türkei werden wir derzeit an das Verbrechen der Türken an den Armeniern erinnert, die wie die Herero von den Deutschen Schutztruppen in Südwestafrika in die Wüste getrieben wurden, um dort elend zugrunde zu gehen. Wir werden an die industrielle Vernichtung von Millionen von Menschen im Dritten Reich erinnert, weil sie den Zuchtvorstellungen der Ideologen nicht entsprachen, als Juden, Roma usw. die Rasse schwächten; wir hören derzeit von Opfern des sog. Islamischen Staates unter den Gesiden im Nahen Osten, von solchen des Boko Aram in Nigeria. Manchmal erwähnen die Medien auch Opfer unter den Christen und man hat dabei den Eindruck, das geschieht mit der gleichen kühlen Distanz mit der z. Zt. von Gräueln unter muslimischen Konfessionen berichtet wird. Eine Bevorzugung von verfolgten Christen bei der Aufnahme von Flüchtlingen ist in unserer Gesellschaft schon nicht mehr denkbar. Eine Advocacy für Glaubensbrüder und –schwestern, die doppelt gefährdet sind, weil sie unter den Verfolgten und Bedrängten nochmals als Minderheit innerhalb der verfeindeten muslimischen Konfessionen unter die Räder gekommen sind, verbieten weder unsere neuerdings häufig bemühte Wertegesellschaft noch das Grundgesetz. Spätestens seit es glaubhafte Berichte gibt, dass beim verzweifelten Kampf ums Überleben auf überfüllten Flüchtlingsbooten, christliche Flüchtlinge bevorzugt über Bord geworfen wurden, sollten wir nicht feige wegschauen und weghören. Es ist schrecklich, zu welchen Verbrechen vermeintlich zivilisierte Völker verführt werden können.

Gleichzeitig sind wir die einzige Spezies, die Staunenswertes, heroisch Liebenswertes leisten kann: Sie hegt und pflegt u. U. unter Hingabe des eigenen Lebens Kinder, hilft Alten, Kranken wie Behinderten die tausende von Kilometern entfernt sind. Menschen, mit denen uns nichts als das Gespür verbindet, irgendwie Geschwister zu sein. Und das, so scheint es, hat durchaus auch mit der geheimen Kraft der lange Zeit besonders unsere sog. Abendländische Kultur prägenden Religion des Christseins zu tun.

Solche Haltung hat aber auch zutiefst mit Gerechtigkeit zu tun. Wir erwarten, erhoffen und fordern sozusagen für alle, die Menschenantlitz tragen, ein ihrer Würde angemessenes Leben führen zu können, und sehen uns immer wieder bestätigt in der Überzeugung, dass ohne diese fundamentale Gerechtigkeit, die ihren Ursprung in uns selbst hat, kein Friede sein kann.

Konsequenterweise hat der ökumenische Prozess in Seoul unter der Trias: Gerechtigkeit – Frieden – Bewahrung der Schöpfung versucht, die Kraft all derer zu bündeln, die sich in ihrem Einsatz für das Wohl der Menschen an Jesus Christus orientieren. Dabei darf gesagt werden, dass die Erkenntnis, dass »Bewahrung der Schöpfung« sehr viel mit der von aller Art von Fraß befallenen »Krone der Schöpfung« zu tun hat, die es in erster Linie, weil Verursacherin von Schaden in der Schöpfung, zu heilen gilt.

Ist Gerechtigkeit ein Wert, die Alten hätten gesagt: eine hohe zu erwerbende Tugend – also ein Wert, der für viele auch als solcher erkannt wird, unterliegt der Begriff »Friede« schon häufiger missbräuchlichem Denken, nämlich als von anderen zum eigenen Vorteil gefordertes Stillhalten auch unter barbarischen Umständen – eine Haltung, die Kirchhoffrieden und Komplizenschaft mit Machthabern aller Couleur erlaubt.

Vollends weitgehend als Selbstbetrug entpuppt sich der verbale Einsatz für den Erhalt des in Jahrmillionen gewachsenen ökologischen Gleichgewichts. Nachhaltigkeit im Verbrauch von Rohstoffen, den Enkeln und Urenkeln eine lebbare Welt zu hinterlassen, das sind Floskeln, die vor allem vom Militär, gesteuert und zu verantworten von Politik und Wirtschaft, aber auch von der Mehrheit der Gesellschaft tagtäglich Lügen gestraft werden.

Uns ist kaum bewusst, wie weit der Selbstbetrug in diesem Bereich geht. Fangen wir oben an: Deutschland als Vorzeigenation in Sachen Umweltschutz produziert für die halbe Welt »Fahrzeuge der Premiumklasse«, Fahrzeuge, die mit überflüssigen Tonnen gleichviel Menschen oder Ware transportieren wie ein normales Fahrzeug der unteren Mittelklasse. Jedoch ist das Verhältnis von Tonnage (= Eigengewicht) und Treibstoffverbrauch besonders günstig. Bei dieser Art von Rechnung wird ironischerweise ein Panzer zum umweltfreundlichsten Gefährt, weil Tonnage und CO2-Ausstoß sich als besonders günstig darstellen. Die Nachricht von gestern: Die Deutschen suchen Fahrzeuge mit immer mehr PS. Gegenwärtig z.B. für Dieselfahrzeuge hat sich die PS-Zahl zwischen 2015 und 2016 von 160 auf 163 PS erhöht. Für Benziner gilt Ähnliches, der jüngste Audi hat sage und schreibe 230 PS. Der sog. Dieselskandal hat seinen Ursprung ebenfalls in dem Wahn, mit hochgezüchteten Maschinen mehr als 200 km/h zu leisten.

Leute, die jetzt eine private Entschädigung verlangen, hatten offensichtlich beim Kauf eines solch umweltschädlichen, und zudem in seiner Leistung völlig überdimensionierten Gefährts keine Skrupel. Ihr Gewissen schlägt ziemlich sicher in eine ganz andere Richtung: Es könnte ihnen nämlich ein unerwartetes Geldgeschenk entgehen, das sich als Einladung zum Skifahren in Kanada oder für sonst einen Dritturlaub anbietet. Das ganze ähnelt, wenn auch exponentiell überhöht, einer Schnäppchenjagd à la Schlussverkauf, bei der die Freude an einem unerwarteten – oft genug vermeintlichen - Gewinn jeden weiteren Gedanken im Keim erstickt.

Und da sitzen wir mittendrin und müssen zuschauen, wie der konziliare Prozess auch in unserer eigentlichen Zielgruppe, den irgendwie mit Christsein, Kirche verbundenen Menschen immer schwächer wird, weil die Gesellschaft als ganze dafür keine Antenne mehr hat. Nach meiner Überzeugung werden wir nichts – schon gar nicht als Gruppe im gesellschaftlichen Nano-Bereich – bewirken, das greif- und zählbar wäre. Aber wir können durchhalten bis die heute entscheidende Generation mit mehr Lebenserfahrung in reiferes Denken vorstößt und dem grandiosen Anstoß aus dem 20. Jahrhundert mit seiner gigantischen Aufgabe die Trias: Gerechtigkeit, Frieden, Bewahrung der Schöpfung als zeitlose Zukunftsaufgabe der Menschheit begreift und diese mit ihren Mitteln und ihrer Kreativität umzusetzen versucht.

Dr. Othmar Noggler


Das von Othmar Noggler Gesagte bekommt Konkretion in dem folgenden Brief an Minister Söder, der das Engagement von Christen zurückschrauben wollte, weil es den eigenen politischen Zielen zuwiderläuft.

Lieber Herr Söder,

Sie fordern weniger Einmischung der Kirchen. »Der Staat soll sich um seine Angelegenheiten kümmern, die Kirche um ihre.««

Der Staat sind wir doch alle. Seit drei Jahrzehnten engagieren wir ökumenischen Basischristen uns im sog. Konziliaren Prozess für mehr Gerechtigkeit, mehr Frieden, mehr Bewahrung der Schöpfung auf unserem Planeten. Unser Wirken hatte immer zwei Richtungen, den gesellschaftlich-politischen und den eigenen kirchlichen Bereich. Da heute die Krisen zahlreicher und intensiver sind, sehen wir unsere Einmischung nötiger denn je.

Es geht um das Wohl aller Menschen bei uns und weltweit; es geht um den Erhalt der Artenvielfalt in der Tier- und Pflanzenwelt; es geht um den Erhalt, die Verbesserung unserer allgemeinen Lebensgrundlagen und vieles mehr.

Bei unserer Arbeit, unserem Einsatz versuchen wir, uns ernsthaft an der Botschaft Jesu zu orientieren. Darin finden wir Kraft und Bestätigung und lassen uns nicht beirren, auch nicht durch Sie, Herr Söder. Sie selber sind als evangelischer Christ in der bayerischen Landeskirche tätig und tragen im Namen Ihrer Partei die Nennung »christlich«. Lassen Sie sich doch von uns anstecken!

Josef Stahl – im Namen des Ständigen Ausschusses des ÖNB


Christliches Abendland

Auf das »christliche Abendland« kann sich nicht berufen, wer Menschen ausgrenzt, verächtlich macht und in der Sprache des »Dritten Reichs« als »Volksverräter« bezeichnet. Wer so redet, verabschiedet sich aus dem demokratischen Konsens, der auf Menschenwürde und Menschenrechten beruht.
(Wolfgang Huber, Zeitzeichen 11/2016)