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Bericht aus dem Ökumenereferat der Evang.-Luth. Kirche in Bayern

von Thomas Prieto Peral

Seit 1.5. ist die »Arbeitsstelle Konziliarer Prozess« im Ökumenereferat der Landeskirche wieder besetzt. Michael Martin war Anfang des Jahres als Dekan nach Aschaffenburg gegangen. Als Nachfolger warten auf mich viele Aufgaben. Über einige wichtige möchte ich hier kurz berichten:

ÖRK-Dekade »Gewalt überwinden«

Nach der erfolgreichen bayerischen Auftaktveranstaltung der Dekade in Regensburg geht es nun an die konkrete Planung. Weltweit wird die ökumenische Dekade des ÖRK während dessen Zentralausschusssitzung am 4. Februar 2001 in Berlin eröffnet werden. Sie wird dann bis zum Jahr 2010 dauern. Fest steht schon, dass der Eröffnungsgottesdienst aus der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche im Fernsehen übertragen wird.

Die bayerische Landeskirche hat sich in einem Grundsatzbeschluss die Thematik der Dekade zu eigen gemacht. Die Vorbereitungen laufen jetzt voll an. Wir rechnen mit einem großen Interesse am Thema der Dekade, der Überwindung von Gewalt. Zu nah ist uns das Thema mittlerweile in so vielen Bereichen des Lebens: die rechtsradikalen Attacken gegen Menschen anderer Herkunft, die schleichende Vergiftung des gesellschaftlichen Werteempfindens durch rechtes Gedankengut, das Heranwachsen einer Generation, die es oft erschreckend normal findet, Hakenkreuze zu malen und Ausländer zu »klatschen«. Die Dekade kommt zur richtigen Zeit!

In den nächsten Wochen werden Susanne Heyer und ich Materialien für die lokalen Eröffnungsveranstaltungen in den Gemeinden und Dekananten zusammenstellen. In einer Arbeitsgruppe sind erste konkrete Projekte anvisiert: Es sollen »Dekadetrainerinnen und -trainer« für Schulen ausgebildet werden, die in gewaltfreier Konfliktberatung geschult sind, es soll eine Auseinandersetzung mit den »gewaltigen« Traditionen unserer eigenen Konfession geben, es werden Foren im Internet aufgebaut, es soll ein Archiv erstellt werden mit Ideen und Initiativen gegen rechte Gewalt, geplant ist eine Zukunftswerkstatt usw.

Wichtig ist für uns dabei die Vernetzung mit den Initiativen und der AcKiB. Weitere Infos im Ökumenereferat.

Friedensethik nach dem Kosovo-Krieg

Über ein Jahr nach dem Kosovo-Krieg ist die Debatte um die Friedensethik wieder voll entbrannt - und das ist gut so. In der Rückschau wird nun deutlich, dass viele kirchliche Stellungnahmen, auch die der bayerischen Landeskirche, nicht ausreichend waren. Der Krieg hat keines der proklamierten Ziele erreicht. Er ist selbst zu einem Teil der Leidensgeschichte des Kosovo geworden. Die Vorstellung, ein Krieg könne die »ultima ratio« der Friedensstiftung sein, hat sich einmal mehr als falsch erwiesen.

Sehr klar hat das die Evangelische Arbeitsgemeinschaft zur Betreuung der Kriegsdienstverweigerer (EAK) in einer Stellungnahme an den Rat der EKD auf den Punkt gebracht. Präses Kock, der Ratsvorsitzende, hat darauf durchaus selbstkritisch geantwortet.

Die Hauptforderung der EAK, für die auch ich mich einsetzen werde: Statt militärische Gewalt zu legitimieren, muss die »prima ratio« ziviler Konfliktbearbeitung absoluten Vorrang haben. Hier müssen die Mittel und die Ressourcen hinfließen und hier muss die Aufmerksamkeit der Kirchen liegen. Die Legitimation eines Krieges, und sei es mit der Denkfigur der »ultima ratio«, ist nur ein Zeichen für das Versagen beim zivilen gewaltfreien Engagement.

Migration und Asyl

Die Diskussion um »GreenCard« und Einwanderungsgesetz ist prinzipiell erst einmal zu begrüßen. Hier müssen sich jedoch die Kirchen bald profiliert zu Wort melden. Sie können das auf einer tragfähigen Grundlage tun, denn sie haben schon 1997 gemeinsam das vielbeachtete Wort »... und der Fremdling vor deinem Tore« herausgegeben. Daraus ergeben sich diese Forderungen:

Eine Steuerungsgruppe »Migration«, die sich aus Vertretern und Vertreterinnen des Ökumenereferates und des Diakonischen Werkes gebildet hat, wird dieses Thema weiterverfolgen.

Der bayerische Sonderweg bei der Umsetzung der Altfallregelung der Innenministerkonferenz ist ein offenes Problem. Die Härte, mit der die sowieso schon strenge Altfallregelung in Bayern umgesetzt wird, ist inakzeptabel. Vor allem die Sippenhaft einerseits und das willkürliche Auseinanderreißen von Familien durch Abschiebungen andererseits können nicht hingenommen werden.

Die noch bestehenden Kirchenasyle geben nach wie vor wenig Anlass zur Hoffnung, dass sich gesamtpolitisch in der Ausländerpolitik etwas zum Besseren wenden könnte. Im Falle der kurdischen Familie im Benediktinerkloster St. Ottilien hat sich die Lage sogar dramatisch verschärft. Das ursprünglich stille Kirchenasyl wurde von Innenminister Beckstein selbst Ende Juli öffentlich gemacht, als der Vater außerhalb des Klosters verhaftet worden war. Trotz des Einsatzes vieler Engagierter, u. a. des Kirchenvorstandes der ehemaligen Betreuergemeinde der Familie in Planegg, zeichnet sich bisher keine Lösung ab. Unser Einsatz und Gebet gilt, neben den vielen anderen, der Frau und den sechs Kindern, die nun auch noch in Ungewissheit über das Schicksal ihres Vaters leben müssen.

Thomas Prieto Peral

Weitere Auskünfte bei: Ökumenereferat der ELKB, Meiserstr. 11-13, 80333 München, Tel. 089-5595516, Fax 089-5595406, E-Mail oekumene@elkb.de.

Netz-Info, September 2000

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