Termine | Kontakt | Links

Start Ökumene Archiv Ökumene

Charta oecumenica für Europa

»Graz 1997« trägt Früchte

von Gudrun Schneeweiß

Viele Menschen auf dem Konziliaren Weg erinnern sich gern und genau an die II. Europäische Ökumenische Versammlung in der so schönen und gastfreundlichen Stadt Graz 1997.

Graz 1997

Unter dem Thema »Versöhnung - Gabe Gottes und Quelle neuen Lebens« wurde viel zusammen nachgedacht, diskutiert und zuletzt von den Delegierten »Handlungsempfehlungen« verabschiedet. Darunter war auch folgende Empfehlung, die Gedanken der ersten Versammlung in Basel aufnimmt: »Wir empfehlen den Kirchen, ein gemeinsames Dokument zu erarbeiten, das grundlegende ökumenische Pflichten und Rechte enthält und daraus eine Reihe von ökumenischen Richtlinien, Regeln und Kriterien ableitet, die den Kirchen, ihren Verantwortlichen und allen Gliedern helfen, zwischen Proselytismus und christlichem Zeugnis sowie zwischen Fundamentalismus und echter Treue zum Glauben zu unterscheiden und schließlich die Beziehungen zwischen Mehrheits- und -Minderheitskirchen in ökumenischem Geist zu gestalten.« (Handlungsempfehlungen 1.2) Die Begründung lautete: »Die schwierige Situation ... erfordert bewußte Gegenmaßnahmen. Es erscheint notwendig, eine ökumenische Kultur des Zusammenlebens und der Zusammenarbeit zu pflegen und dafür verbindliche Grundlagen zu schaffen.«

Eine Charta?

Die Konferenz Europäischer Kirchen im Ökumenischen Rat der Kirchen (KEK) und die Europäische Bischofskonferenz der römisch-katholischen Kirchen Europas (CCEE) einigten sich ganz schnell auf eine Arbeitsgruppe, die im Sommer 1999 einen ersten Entwurf zu einer »Charta oecumenica« erstellte, nicht nur eines »Papiers«, keiner Empfehlung, sondern einer »Charta«. Was bedeutet das? Eine »Charta« ist gewöhnlich die Grundlage eines Staates (wie etwa das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland) oder einer Staatengemeinschaft (wie die Charta der Menschenrechte bei den Vereinten Nationen). Das heißt für die Kirchen Europas, die »Charta« soll die Grundlage ihres Handelns werden, auf die sich alle Kirchenleitungen und damit auch die Gläubigen verpflichten; wer sie nicht einhält, verabschiedet sich aus dieser Gemeinschaft.

Ein Weg

Dieser erste Entwurf wurde ab Sommer 1999 an alle Kirchen Europas zur Stellungnahme versandt.

Über 150 Eingaben - darunter gleich drei aus Bayern - waren die Reaktion. Die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Bayern, deren Mitglied das ÖNB ist, forderte u. a. eine Stärkung der ökumenischen Bewegung und der Einbindung der »Basis«. Alle Eingaben wurden seit Herbst 2000 in einen zweiten Entwurf eingearbeitet, der am 26. Januar 2001 bei der Sitzung des Komitees in Porto/Spanien gebilligt wurde und nach Ostern 2001 bei einem europäischen ökumenischen Treffen in Straßburg feierlich von den Präsidenten von KEK und CCEE unterzeichnet und veröffentlicht werden soll.

Bei der Delegiertenversammlung der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Bayern (AcKiB) am zweiten Februarwochenende - ich habe als Vertreterin des ÖNB daran teil genommen - wurden vorab die grundlegenden Aussagen der Charta, wie sie schon im ersten Entwurf enthalten sind, dargestellt und diskutiert. Die ganze Charta ist nach dem 15. April 2001 bei der AcKiB und den Kirchen auch per Internet abrufbar.

Handlungsschwerpunkte

Voraussetzung allen Handelns ist die Anerkennung der persönlichen Gewissens- und Glaubensfreiheit. Auch der Konziliare Prozess für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung - das Thema des ÖNB - soll Grundlage der Zusammenarbeit der Kirchen sein. Daraus ergeben sich u. a. folgende Forderungen:

Arbeitsfelder

Daraus ergeben sich u. a. folgende Arbeitsfelder:

Bedeutung für das ÖNB

Weil sich das Ökumenische Netz Bayern als eine Bewegung in und mit der Kirche in ihrer jeweiligen Tradition versteht, kann diese Charta oecumenica für Europa uns in unserer Arbeit für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung stärken. Sie bestätigt im eigentlichen Sinn unseren Ansatz von gelebtem Christentum und soll uns Mut machen, auf dem eingeschlagenen Weg mit Freude weiterzugehen.

Gudrun Schneeweiß

Netz-Info, März 2001

zurück